Am Anfang steht Kommunikation.
Die Dynamik menschlicher Interaktion mit der Welt wird vom Wechselspiel geprägt zwischen Einflussnahme – "Ich passe die Welt mir an." bzw. bin darauf angewiesen, dass sie es tut – und Anpassung – "Ich passe mich an die Welt an.", in Piagets Begriffen: "Assimilation" und "Akkommodation".
Erst das immer wieder neu einzupendelnde Gleichgewicht zwischen beiden Polen ermöglicht es, sich in der Umwelt einigermaßen zufrieden stellend zurechtzufinden. Im ersten Atemzug – Fremdes aufnehmen im Einatmen, Eigenes abgeben im Ausatmen – oder in der fortschreitenden Anpassung des Saugmusters an die Mutterbrust wird schon ganz früh dieses Wechselspiel deutlich, das die vorgeburtliche Situation im Mutterleib in der ersten Beziehung fortsetzt, und das auch weiterhin jedes echte Lernen prägt.
Auf der neurologischen Ebene wird dieser Aspekt inzwischen eindrucksvoll durch neuere Erkenntnisse der Neuropsychologie bestätigt. Sie weisen darauf hin, dass mehrere Areale des menschlichen Gehirns ("Spiegelneuronen"), die bei der Planung von Handlungsabsichten – und auch von Sprache – zusammen wirken, darauf angelegt sind, Resonanz zu wahrgenommenen Handlungen anderer Menschen zu erzeugen.
Somit ist das Kind für die Selbstorganisation seiner neurologischen Verarbeitungsstrukturen als lernfähiges und soziales Wesen darauf angewiesen, eben diese "Spiegelung", die Erfahrung von Korrespondenz zwischen inneren Zuständen und von außen kommenden Ereignissen durch andere Menschen zu erleben.
Die Dynamik der Entwicklung wird gespeist aus dem dialogischen Prinzip von
Ziel von Lernen ist, sich besser an die Umwelt anzupassen, um effektiver die eigenen Interessen verwirklichen zu können.
Das kleine Kind erlebt und lernt dieses Wechselspiel in der ersten Beziehung zu einem Menschen, meist der Mutter, das heißt, in einer kommunikativen Situation: Dadurch, dass die Mutter sich und ihr Verhalten sehr einfühlsam an das kleine Kind anpasst, ermöglicht sie ihm, sich immer besser ihr anzupassen (Symbiose).
Doch dieses Wechselspiel ist sehr leicht störbar, verschiedene Einflüsse und Erschwernisse können die erste Beziehung belasten oder gar verhindern bzw. zerstören. Das kann – nicht selten im Zusammenwirken mit weiteren körperlichen und seelischen Traumata – diese grundlegende Dynamik in ihrer Entfaltung stören, was es dem Menschen wesentlich erschwert, seine Potenziale zu entfalten und zu nutzen.
Ebenso kann im späteren Leben durch traumatische Ereignisse, durch Unfall, Krankheit oder im Verlauf eines Alterungsprozesses dieser Kreislauf der Kommunikation zum Erliegen kommen, und es gelingt manchmal nicht, ihn wieder aufzunehmen. Auch dann wird dies die Situation des betreffenden Menschen massiv beeinträchtigen, wieder oft zusätzlich zu einer eingetretenen körperlichen Erschwernis.
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