Winfried Mall

Sensomotorische Lebensweisen -

ein Verständniskonzept für Menschen mit geistiger Behinderung

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Die Themen der Sensomotorischen Lebensweisen

Einheit in Beziehung - Sicherheit - Vertrauen

Überleben - Sicherung der Vitalfunktionen

Den Körper in Bewegung erleben

Die Umwelt mit den Sinnen entdecken

Eigene Wirksamkeit erleben

Sich einbringen und teilhaben

Sich mitteilen und sich einfühlen

Das Haus der Persönlichkeit


Einheit in Beziehung - Sicherheit - Vertrauen

(In der nichtbehinderten Entwicklung: Zeit vor der Geburt)

Lebensthema:

Einheit erleben zwischen sich und der Umwelt.

Thema der Wahrnehmung:

Tastsinn, Gleichgewichtssinn, Kraftsinn und Stellungssinn beginnen zu arbeiten.

Erste Bewegungserfahrungen werden gemacht. auch das Gehör arbeitet schon.

Erwartungen an die Umwelt:

Es ist gut, dass ich da bin. - Ich bin in Sicherheit geborgen.

Mögliche Störfaktoren:

Schwangerschaftskomplikationen, die die Versorgung des Kindes beeinträchtigen

Erkrankungen, Mangel- oder Fehlernährung der Mutter

Psychischer Stress der Mutter

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Überleben - Sicherung der Vitalfunktionen

(In der nichtbehinderten Entwicklung: Zeit ab Geburt)

Haisch: Erbkoordinierte Bewegung

Lebensthema:

Am Leben bleiben: Atmen, Nahrung aufnehmen, ausscheiden, warm und trocken sein, schlafen sich wohlfühlen

Thema der Wahrnehmung:

Tastsinn, Gleichgewichtssinn, Kraftsinn und Stellungssinn arbeiten immer besser zusammen. Sie beginnen, sich zum Tast- und Bewegungssinn zu integrieren.

Erwartungen an die Umwelt:

Ich bin mit dem Nötigen an Leib und Seele gut versorgt (Beruhigung und Pflege).

Mögliche Störfaktoren:

Erhöhte Verwundbarkeit infolge einer Störung der vorgeburtlichen Zeit

Organische Hirnschädigung während oder kurz nach der Geburt

Erkrankungen, Fehl- oder Mangelernährung des Kindes

Psychische Vernachlässigung (Hospitalismus) – keine zuverlässige Bezugsperson

Mangelndes Reizangebot (Reizdeprivation) – vor allem was Bewegt-Werden betrifft

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Sich in Bewegung erleben

(In der nicht-behinderten Entwicklung: ab ca. 1 Mon.)

Affolter: Modalitätsspezifische Wahrnehmung = Wahrnehmung innerhalb der einzelnen Sinnesbereiche

Haisch: Erregungsgeleitete Selbstbewegung

Lebensthema:

Sich selbst und seinen Körper in der Bewegung erleben.

Die eigenen körperlichen Möglichkeiten erleben und üben

Thema der Wahrnehmung:

Die nach außen gerichteten Sinnesbereiche (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, usw.) verknüpfen sich mit dem Tast- und Bewegungssinn.

Erwartungen an die Umwelt:

Ich spüre meinen Körper und seine Möglichkeiten, erlebe mich lustvoll in Bewegung (Anregung).

Die Einzelschritte in der Verknüpfung der Sinne mit dem Tast- und Bewegungssinn:

  • Aufmerken
  • Fixieren
  • Verweilen/Verfolgen

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Die Umwelt mit den Sinnen entdecken

(In der nicht-behinderten Entwicklung: ab ca. 3 Mon.)

Affolter: Intermodale Wahrnehmung = Verknüpfung zwischen den Sinnesbereichen

Haisch: Effektgeleitete Betätigung

Lebensthema:

Die Effekte der Umwelt entdecken - unterscheiden von angenehm und unangenehm

Thema der Wahrnehmung:

Alle Sinnesbereiche werden unter einander verknüpft, indem alle Objekte der Umwelt auf alle ihre Eigenschaften untersucht werden. Zunächst findet die Verknüpfung über den Tast- und Bewegungssinn statt.

Später können auch in der bloßen Vorstellung Eindrücke verschiedener Sinnesbereiche miteinander verbunden werden. Das gilt auch für das Erkennen von Menschen (Fremdeln).

Erwartungen an die Umwelt:

Ich bin offen für Neues, kann mit meinen Sinnen genießen (Anleitung).

Mögliche Störfaktoren:

Eingeschränkte Möglichkeiten zur Erforschung der Umwelt z.B. durch motorische Probleme.

Rückzug des Kindes aus der Auseinandersetzung mit der Umwelt (autistisches Verhalten).

Umwelt, die zu wenige angemessene Effekte anbietet (Reizarmut bzw. -überflutung).

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Eigene Wirksamkeit erleben

(In der nicht-behinderten Entwicklung: ab ca. 8 Mon.)

Affolter: Seriale Wahrnehmung = Umgang mit „Serien“, Reihenfolgen, Zusammenhängen

Haisch: Gewohnheitsgeleitete Betätigung

Lebensthema:

Regelmäßigkeiten erkennen.

Durch Manipulation der Umwelt angenehme Situationen andauern lassen oder wiederherstellen.

Thema der Wahrnehmung:

Die regelmäßig auftretenden Zusammenhänge der Umwelt werden erkannt. Aus gegenwärtigen Ereignissen lässt sich auf zukünftige schließen, man kann sich im voraus darauf einstellen.

Bekannte Tätigkeiten werden auf neue Situationen übertragen, um gewünschte Ziele zu erreichen.

Orientierung in Raum und Zeit.

Objektkonstanz als Bewusstsein, dass Objekte auch existieren, wenn man sie nicht gerade nicht wahrnehmen kann.

Erwartungen an die Umwelt:

Ich kenne mich aus, habe Einfluss auf meine Umwelt.

Meine Gewohnheiten werden berücksichtigt (Mitspielen des „eigenen Spiels“).

Mögliche Störfaktoren:

Die Umwelt bietet keine erkennbare Ordnung, keinen Zusammenhang.

Es besteht zu wenig Gelegenheit, die eigene Wirksamkeit zu erleben.

Der freie Umgang mit der Umwelt wird durch übermächtige Angst blockiert, die seriale Wahrnehmung wird eingesetzt, um die Angst vor Neuem zu vermeiden (autistisches Verhalten).

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Sich einbringen und teilhaben

(In der nicht-behinderten Entwicklung: ab ca. 11 Mon.)

Affolter: Intentionale Wahrnehmung (Intention = Absicht)

Haisch: Darstellungs- und modellgeleitetes Handeln

Lebensthema:

Sich und seine Bedürfnisse darstellen, sich an Modellen orientieren, sich als vom Gegenüber unterschieden erleben, sich als aktiv Handelnder erleben.

Thema der Wahrnehmung:

Es ist möglich, in die Zusammenhänge der Umwelt aktiv einzugreifen. Absichtsvoll werden eigene Ziele verfolgt, Mittel und Wege dazu in Versuch und Irrtum gefunden.

Erwartungen an die Umwelt:

Ich stelle mich dar und werde wahrgenommen, ich bin einbezogen und beteilige mich (Modelle finden).

Mögliche Störfaktoren:

Behinderung der Ausdrucksfähigkeit z.B. durch motorische Einschränkungen.

Mangelnde Beachtungdurch die Menschen der Umgebung: „Ich habe nichts zu sagen.“

Mangel an attraktiven Modellen unter den Mitmenschen.

Taktile Kontrolle:

Zu dieser Lebensweise gehört die Vervollkommnung der taktilen Kontrolle im Umgang mit den Dingen. Um sie entwickeln zu können, sind folgende Lernschritte nötig:

  • Angemessene Dosierung der Kraft
  • Genaues Einhalten der Bewegungsrichtung
  • Koordinierung zweier oder mehr Bewegungsmuster
  • Koordinierung beider Hände
  • In Beziehung bringen zweier Gegenstände
  • Konzentrierte Koordination von Auge und Hand

Mit der taktilen Kontrolle wird der Weg gebahnt zu einer viel umfassenderen Erfahrung: Der Unterscheidung zwischen sich und den Objekten der Umwelt.

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Sich mitteilen und sich einfühlen

(In der nicht-behinderten Entwicklung: ab ca. 18 Mon.)

Affolter: Symbolverständnis (Symbol = Zeichen, das für Reales steht)

Haisch: Mitteilungs- und erfahrungsgeleitetes Handeln

Lebensthema:

Inneres Erleben in Spiel und Sprache verständlich machen.

Thema des Umgangs mit der Umwelt:

Es ist möglich, mit der Umwelt losgelöst von der unmittelbaren Sinneserfahrung umzugehen, da die Umwelt in der Vorstellungskraft abgebildet zur Verfügung steht. Die realen Objekte können durch Zeichen und Symbole ersetzt werden. Es können auch innere Zustände (Gefühle, Erwartungen, usw.) Anderer nachvollzogen werden.

Erwartungen an die Umwelt:

Ich beziehe mich auf meine Erfahrungen, teile mein inneres Erleben mit, fühle mich in andere ein.

Worin unterscheidet sich diese Lebensweise von den vorigen?

Der Umgang mit der Umwelt ist nicht mehr auf den unmittelbaren Kontakt mit ihr über Sinneswahrnehmung und Bewegung angewiesen.

Es ist möglich, die sensomotorischen Lebensweisen zu verlassen.


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